Wenn Eltern Auffälligkeiten in der Sprachentwicklung ihres Sohnes oder ihrer Tochter feststellen, sollten sie sich nicht verrückt machen lassen, sondern in Ruhe die Entwicklung des Kindes mit dem Kinderarzt besprechen. Tatsächlich verläuft die Sprachentwicklung sehr variabel, bei dem einen Kind früher oder schneller, bei dem anderen später und mühsamer. Bei vielen Kindern wechseln sich Phasen großer Fortschritte mit Phasen scheinbarer Stagnation ab. Gerade bei jüngeren Kindern haben Eltern, die nicht durch eigene existentielle Probleme abgelenkt sind, meist ein sehr gutes Gespür dafür, ob und wann ihr Kind ein echtes Problem entwickelt. Der Kinderarzt (oder ein Facharzt für Stimm- und Sprachstörungen), der auch im Verdachtsfall zur Logopädin verweisen kann, ist der erste Ansprechpartner für besorgte oder auch verunsicherte Eltern.
Kindern mit Sprachstörungen kann eine allgemeine Sprachförderung jedoch nicht helfen. Sie brauchen eine logopädische Therapie. In der Regel wird die Therapie als Einzelbehandlung, gelegentlich aber auch gemeinsam mit anderen Kindern in einer Gruppe durchgeführt. Die Behandlung verläuft spielerisch und ist an die Symptome, an das Alter des Kindes und seinen Entwicklungsstand angepasst.
Die häufigsten Sprachstörungen bei Kindern sind Artikulationsstörungen. Hier können Kinder Laute nicht richtig bilden bzw. in Wörtern nicht richtig verwenden. Wenn neben der Lautbildung weitere Sprachfähigkeiten wie der Satzbau, der Wortschatz und/oder das Sprachverstehen gestört sind, spricht man von Sprachentwicklungsstörungen. Spricht ein Kind nicht flüssig, hat Blockaden beim Sprechen oder wiederholt Wörter oder Wortteile, kann eine Redeflussstörung vorliegen. Fachleute unterscheiden dabei zwischen Stottern (Blockaden und angestrengte Wiederholungen, meist verbunden mit Sprechangst und wachsendem Vermeideverhalten) und Poltern (Wieder-holungen verbunden mit häufig sehr schnellem und/oder un-deutlichem Sprechen und wenig Aufmerksamkeit für das eigene Sprechen). In einem weiteren Sinne rechnet man auch Stimmstörungen (z.B. chronisch heisere Stimme sowie nasalen Stimmklang) und die Sprech-bewegungsstörungen, die in Zusammenhang mit Körperbehinderungen auftreten, zu den kindlichen Sprachstörungen.